Im
Sommer 1972 wurde ich als einer der letzten NSU TT für den holländischen Markt gebaut, und in schönem "Clementine Orange" lackiert. Nach meiner Fertigstellung musste ich leider bis 1973 warten,
bis ich von meinem ersten Herrchen gekauft wurde. Ich war aber nicht
alleine auf dem großen Warteplatz. Meinen Geschwistern ging es genauso. Es
wurde immer erzählt, wir seien nicht mehr modern und deswegen will uns
keiner mehr - so ein Quatsch!
Mir
ging es richtig gut bei meinem ersten Besitzer. Ich durfte immer in der
Garage stehen und wurde nur sehr wenig benutzt. Eines Tages wurden
überall Löcher in mich gebohrt und ich wurde mit sehr viel
Hohlraumversiegelung behandelt. Diese Prozedur wiederholte sich häufig, weshalb ich bis heute keinen Rost angesetzt habe. Ich wurde richtig
verwöhnt, bekam kaum Regen oder starke Sonne ab und Winter kenne ich
gar nicht.
Was mir
besonders gefällt: Ich durfte so bleiben wie ich war! An mir hat niemand
etwas verändert. Ich wurde nie verbreitert, getunt und auch noch nie
geschweißt oder neu lackiert...nur ein kleines bisschen Ausgebessert unten
rum.
Plötzlich, nach
35 Jahren veränderte sich mein schönes Leben. Ich wurde verkauft und kam
über Ostfriesland zu meinem neuen Herrchen nach Oberbayern. Dort ging es
mir auch richtig gut! Hier hatte ich wieder meine geliebte beheizte
Garage und alle Annehmlichkeiten die sich ein verwöhntes Auto nur
wünschen kann.
Nur bei
ganz schönem Wetter durfte ich manchmal raus und die schönen kurvigen
Landstraßen in den bayerischen Bergen genießen. Es war einfach herrlich
dieses Leben. Eines Tages bekam ich vier ATS-Alufelgen spendiert. Da war ich
mächtig stolz darauf! Ein wenig später folgte auch noch ein
kleineres Sportlenkrad. Sonst durfte ich bleiben wie ich gebaut wurde. Auch hab ich bis heute noch meinen ersten Motor. Ich bin ja aber auch noch nicht so
viel gefahren worden - erst etwa 67.000 Kilometer. Und wie gesagt: Nur bei schönem Wetter!
Manchmal,
aber nur wenn es GANZ schön war und keine Wolken am Himmel waren,
sind wir auf ein NSU-Treffen gefahren. Das hat mit immer sehr gut
gefallen. Dort habe ich dann viele meiner Geschwister wieder
getroffen. Zuletzt war das im Juni 2024 in Fieberbrunn beim internationalen NSU-Treffen.
Leider
wurde mein Herrchen plötzlich sehr krank und ich wurde verkauft. Da war
ich schon sehr traurig! Mein schönes Leben sollte sich nun zum dritten Mal
verändern. Hoffentlich geht es meinem alten Herrchen bald wieder gut!
Ein
Freund von meinem Herrchen kannte jemanden, der mich haben wollte. Sie
wurden sich schnell über den Preis einig den ich erzielen sollte. So hat der Freund mich mit einem Anhänger abgeholt und mich zu meinem neuen
Besitzer nach Wolfenbüttel gebracht. Das hat mir gar nicht gefallen! Denn auf der Fahrt dorthin hat es geregnet und es war kalt. Ich hab vielleicht gefroren... So etwas
hab ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt! Ich war schon sehr traurig, dass ich meine Heimat verlassen musste. Erst nach über 700
Kilometern, war ich in meiner neuen Heimat angekommen.
Mein
neuer Besitzer hat schon sehnsüchtig auf der Straße auf mich gewartet, als wir gegen
Abend bei ihm ankamen. Im Hof eines großen Hauses haben sie mich dann
abgeladen und in die neue Garage gefahren. Gott sei Dank - sie ist wieder
beheizt! Der neue Besitzer hat sich sehr über mich gefreut. Ich denke, ich gefalle
ihm.
Jetzt ist es
für mich als kleines, altes Auto schon sehr spannend, was mich hier
erwartet. Werden wir auch so gute Freunde wie meine beiden Vorbesitzer
und ich? Passt er auch so gut auf mich auf? Viele Fragen beschäftigen
mich jetzt in meiner neuen Umgebung. Es wird noch ein bisschen dauern
bis der Frühling wieder kommt und ich aus meiner warmen Garage darf.
Viele Grüße vom verwöhnten Auto